Niagara-Fälle, Elche, Wale , idyllische Seen und Wälder
Nach zweimaligem Besuch des Westens von Kanada wollten wir nun den Osten mal kennenlernen. Für zweieinhalb Wochen haben wir uns eine ziemlich lange Strecke vorgenommen. Am Ende des Urlaubs zeigt der Tacho eine gefahrene Strecke von über 3000 km an. Wenig mehr sind wir im Westen in dreieinhalb Wochen gefahren. Aber ich wollte unbedingt zum Whalewatching nach Tadoussac. Die Niagarafälle durften natürlich auch nicht fehlen und die Städte Toronto, Quebec, Montreal sollten ebenfalls besichtigt werden. Wir merkten schnell, dass das nicht zu schaffen ist. Der Osten ist ganz anders als der Westen. Toronto mit seinem 6 bis 8-spurigen Highways, die sich den ganzen Ontariosee Richtung Niagara entlangziehen, ein Graus! Da wir mit dem großen Wohnmobil nicht in die Städte wollten und Sorge vor dem Stadtverkehr hatten, haben wir um Montreal einen riesen Bogen gemacht! Nach 2 Nächten Niagara Fälle und dann wieder zurück durch Toronto endlose Kilometer auf der Autobahn, konnte ich keine Autos, keine Straßen und keine Häuser mehr sehen. Ich wollte endlich das erleben, weshalb wir hierher gekommen sind – die einmalige Natur und Fauna! Ab Kingston wurde es eigentlich schön mit dem herrlichen Thousand Islands Gebiet, aber diese Region hier im Osten wollte anscheinend keine Campmobile. Teils enge Straßen, Parkplätze nur für PKWs oder Busse wirkten sehr abweisend gegenüber Campingurlaubern. Nur die Menschen außerhalb der Städte…die waren ähnlich freundlich wie im Westen. So quatscht mich z.B. ein Kanadier, der mit seinem Kumpel am Straßenrand seine Fahrradtour vorbereitet, aus 50 m Entfernung an, ob er mir helfen könnte – nur weil ich vor einer Landkarte stand. Ich meinte höflich, dass ich schon zurecht komme, worauf er mir eine viertel Stunde lang die Gegend erklärt. 🙂 Ja, so sind sie…immer höflich!
In Montreal angekommen – Campingplatz neben dem Highway – haben wir entschlossen, am nächsten Tag gleich weiterzufahren, um endlich in die Natur zu kommen. Großstädte haben wir in Europa schließlich auch genug! Gestoppt wurde dennoch im schönen schon französischsprachigen Quebec-City. Ab dann folgte bis zurück in Toronto nur noch Natur und in den Nationalparks selber einsame Straßen, wie wir Sie aus dem Westen kennen.
Die Highlights im Einzelnen
Niagara Fälle
Die Niagara Fälle verbinden den Lake Erie mit dem Lake Ontario. Die kommerzielle Vermarktung der Fälle auf der kanadischen Seite geht für meinen Geschmack entschieden zu weit. Im ganzen Ort herrscht Kirmesstimmung: Spielbuden, Fast Food Lokale, Gruselkabinett u.v.m. Trotzdem sind die Fälle selbst sehr beeindruckend! Eine Fahrt mit der „Maid of the Mist“ (seit 1846 heißen alle Boote so) sollte man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen. Für 13 Dollar (Stand 2004) bringt einen das Boot zuerst zu den American Falls. Beim Heranfahren entdeckt man große Vogelkolonien bis man mitten in die Gischt der kanadischen Horseshoe Falls gefahren wird. Ein äußerst feuchtes Vergnügen! Zum Schutz bekommt jeder Gast vor der Abfahrt ein Regencape (im Preis) gestellt. Ein Spaziergang von der Anlegestelle zur „Journey behind the falls“ rundet den Eindruck ab. Den Eintritt für den Gang hinter die Fälle kann man sich sparen. Das ohrenbetäubende Geräusch der Fälle hat man auch beim Blick von der Straße am selben Standpunkt. Sicht hat man nämlich nicht wirklich in den Gängen. Von der Aussichtplattform weiter unten, wo man ganz nah an den Fällen steht, hat man auch keine gute Sicht, weil man durch die Gischt, fast die Augen nicht öffnen kann. Weitere Freizeitvergnügen sind die Fahrt auf den Skylontower (160m) oder Minoltatower (99m), welche beide einen herrlichen Rundumblick über den Ort und die Fälle bieten, das IMAX-Kino und etwas weiter nördlich die Spanish Aero Car (Seilbahn) über den „Whirlpool“. Bei schönem Wetter lohnt sich auf jeden Fall die landschaftlich schöne Fahrt entlang des Niagara Parkway nach Niagara on the Lakes.
Quebec City
Quebec City besitzt eine vollständig erhaltene Altstadt aus dem 17. und 18. Jahrhundert mit der einzigen unversehrten Stadtmauer Amerikas. Nirgendwo ist Kanada so französisch wie hier! Quebec City besteht aus Hauteville (Oberstadt) und Basseville (Unterstadt), die man am besten zu Fuß erkundet. Beide sind durch einen Aufzug miteinander verbunden. In der Oberstadt prägt das im englischen Schloßstil erbaute Hotel Chateau Frontenac die Stadt. Angrenzend befinden sich die Terrassen Dufferin, von denen man einen tollen Blick auf den St. Lorenz-Strom und die Unterstadt hat. Museen, die Notre-dame-Kathedrale, ein Ursulinenkloster, die Zitadelle, der Place d’armes und viele kleine Gassen mit Restaurants und Cafés sind einen Besuch wert. In die Unterstadt gelangt man zu Fuß über Treppen oder mit besagtem Aufzug. Hier schmiegen sich zahlreiche kleine Spitzgiebelhäuser aneinander. Cafés, Souvenirshops, Kneipen und Antiquitätenläden lassen das Herz eines jeden Touristen höher schlagen.
Tadoussac
Tadoussac liegt am Beginn des Sagunay-Fjords und gibt sich selbst den Namen „World Capital of Whale Watching“. In Anbetracht der Vielzahl an Bootsfirmen, die diese Touren anbieten, sogar mit Garantie, dass man Wale sehen wird (sonst gibt es das Geld zurück), dürfte dies wirklich eine der besten Gelegenheiten weltweit sein, Wale zu sichten (siehe auch Bericht über Whale Watching). Wir hatten leider Pech mit dem Wetter, weil es bei uns in Strömen geregnet hat. Es wird hier auch kein Walfoto geben, weil der Fotoapparat wahrscheinlich seinen Geist bei dem miesen Wetter aufgegeben hätte. Aber wir haben tatsächlich weiße Beluga-Wale, Minkwale und später sogar einen riesigen Finnwal gesehen. Ein Traum ist für mich in Erfüllung gegangen, einmal diese riesigen, anmutigen Geschöpfe in freier Wildbahn ganz nah zu sehen. Nur die Fluke blieb uns versagt!
Die Preise für diese Touren sind relativ zivil und liegen ab ca. 30 Dollar (Stand 2004) je nach Länge der Tour und werden von Meeresbiologen begleitet, die viel über die Tiere erzählen. Leider war es auf unserer Tour nicht nur nass, sondern auch sehr kalt. Nach 2 Stunden bei eisigem Wind und Nässe an Deck haben wir freiwillig zu Gunsten der Gesundheit auf jeden weiteren Wal verzichtet und uns im Innern des Schiffes aufgehalten.
Bei Sonnenschein ist Tadoussac bestimmt ein idyllisches Örtchen mit sehr vielen Ausflugsmöglichkeiten und würde sich auch ohne Wale als Reiseziel lohnen.
Algonquin Procincial Park
Der Algonquin Provincial Park war der erste Park in Kanada und umfaßt 7752 qkm, womit er größer als die kleinste kanadische Provinz Prince Edward Islands und einer der größten kanadischen Naturparks überhaupt ist. Der Park liegt nur 3 Autostunden sowohl von Ottawa als auch von Toronto entfernt und bietet bereits echte Wildnis. Der Park ist berühmt für eine der höchsten Elchpopulationen in der Welt und mit seinen über 2000 km Kanurouten ein Paradies für Kanufahrer. Bären, Biber und der Common Loon, eine Wildentenart mit markantem Ruf und vor allem Wölfe sind neben anderem Getier die Attraktionen der Fauna. In der Hochsaison heult ein Ranger in die Nacht und über 1000 Menschen warten gespannt auf eine tierische Antwort.
Mir persönlich hat es dieser Park sehr angetan. Die vielen unbekannten Geräusche, die nachts den Wald erfüllen; man selbst sitzt bei Lagerfeuer am See und lauscht andächtig mit Gänsehautfeeling. Das ist eine ganz besondere Atmosphäre, die man erleben muss und kaum erklären kann.
Die Elche: Kaum 10 Minuten nach der Einfahrt sehen wir unseren ersten Elch direkt an der Straße. So nah – direkt an der Straße – und vor allem mit Geweih haben wir bis dahin noch keinen gesehen. Im Mai und Juni ist fast garantiert, dass man Elche sieht, weil diese nach dem langen Winter an die Straßenränder kommen, um in den mit Streusalz angereicherten Schmelzwasserpfützen zu trinken. An einem Tag haben wir an verschieden Stellen insgesamt 6 Stück gesehen (andere Besucher sogar mehr als ein Dutzend).
Ich kann mir gut vorstellen 2 Wochen allein in diesem Park zu verbringen. Bei uns waren es nur 2 Nächte – die letzten Nächte in Kanadas Natur, weil dann schon die Metropole Toronto und der Heimflug folgte.
Toronto
Für Toronto hatten wir nur einen ganzen Tag. Weil wir so weit draußen auf einem Campingplatz gewohnt haben und sehr umständlich mit Bus und Bahn in die Stadt mußten, haben wir auf einen zweiten möglichen Besuch am letzten Urlaubstag verzichtet. Für mich das Highlight schlechthin ist der CN Tower an der Harbourfront; 553 Meter hoch und damit doppelt so hoch wieder Eiffelturm. Binnen 58 Sekunden wird man mit einem gläsernen Lift an der Außenwand des Towers zum Observation Deck in 346 Meter Höhe katapultiert. Zart besaitete Gemüter sollten hierbei lieber nicht nach unten gucken. Oben angekommen bietet sich eine fantastische Rundumsicht und für ganze mutige (schwindelfreie) ein Glasboden mit senkrechtem Blick hinunter. Bei geöffnetem Dach des benachbarten Skydomes (der Welt größte Veranstaltungshalle) besteht hier sogar die Möglichkeit ein Baseball-Spiel aus er Vogelperspektive zu verfolgen. Wem das alles noch nicht hoch genug ist, der kann für einige Dollar mehr bis zum Space Deck 100 Meter höher, von wo bei gutem Wetter der Sprühnebel der Niagara Fälle zu sehen ist.
In Torontos Chinatown leben nach San Francisco die meisten Chinesen außerhalb Chinas. Es ist einfach interessant hier durchzubummeln und die Andersartigkeit der Kultur, insbesondere der angeboten Lebensmittel, zu erleben. Selbst Straßenschilder sin in Chinesisch und in manchen Restaurants gibt es nicht mal eine Speisekarte in Englisch. (Vorsicht beim Bestellen!:-))
Ansonsten bummelt man durch diese multikulturelle kontrastreiche Stadt mit seinen vielen architektonisch beeindruckenden Hochhäusern, aber auch alten Gebäuden. Die riesigen Einkaufsmeilen laden zum Bummeln, die vielen Cafés und Restaurants in Chinatown, Littly Italy und dem Yuppieviertel Yorkville zum Verweilen ein.