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Reisebericht Kanadas Westen

Photo by Anna Tremewan on Unsplash

3 Wochen mit dem Camper ab/bis Vancouver

Kanada durfte ich bisher zwei Mal in seiner vollen Schönheit genießen – mit dem Wohnmobil jeweils dreieinhalb bis 4 Wochen. Und die Zeit braucht man auch! Das heißt, eigentlich war es nur der Westen- die Rocky Mountains, Vancouver, Vancouver Island, Calgary. Die erste Reise, im Mai 2000, war besonders aufregend, weil es gleichzeitig mein erster Langstreckenflug war (10 Stunden Flug…wie soll man das nur überleben?). Der zweite Besuch erfolgte vor lauter Begeisterung gleich ein Jahr später, im September 2001. Wer eine solche Reise plant, dem sei gesagt, dass beide Monate ihre Vor-und Nachteile haben.

Im Mai liegt in den Rockys noch sehr viel Schnee. Teilweise sind Straßen gesperrt oder mit einem Wohnmobil nicht befahrbar. Der Himmel ist öfter mal bedeckt, es kann regnen oder gar schneien! Trotzdem hatten wir auch hier Tage in den Bergen, an denen man kurzärmelig gehen konnte. Die Regionen Okanagan und oberes Fraser Valley, Vancouver und Vancouver Island sind auch im Mai schon sommerlich warm. Der für mich größte Vorteil waren allerdings die vielen Tiere, die wir um diese Jahreszeit gesehen haben. Im September hatten wir kein Glück mit Bären und Elchen. Im Mai hingegen sind die Bären gerade aus ihrem langen Winterschlaf aufgewacht und kommen, um ein bißchen Grünes zu finden, an die Wald-und Straßenränder, da es im Wald selbst noch nichts Grünes gibt. Ein absolutes Highlight war eine Bärenmutter mit zwei einen Baum erklimmenden Cubs (Bärenkinder). Und das auf 5 Meter Entfernung! Die Elche können sich noch nicht so gut im lichten Wald verstecken, weshalb wir auch von dieser Spezies einige sehen konnten. Viele weitere – teils unerwartete – Arten begleiten einen auf den täglichen Ausflügen, Fahrten und auf Campingplatzen. Kolibris!!!, viele Sorten von Hörnchen, Chipmunks, Marder u.s.w.(siehe Abschnitt über Tiere mit Buchtipp für Interessierte). Die kleinen Squirrels können übrigens ganz schön aufdringlich auf den Campingplätzen werden, wenn man ihnen nichts vom Picknick abgibt.

Ein weiterer großer Vorteil im Mai ist, dass die Landschaft einem fast ganz alleine gehört. Es ist Nebensaison! Selbst auf Campingplätzen in Orten wie Jasper, Banff und Lake Louise, die im September voll belegt sein können, findet man ohne Probleme einen Platz!

Der September ist vom Wetter her einfach schöner (viele Sonnentage!), das Laub färbt sich zu der Pracht, die man hier als Indian Summer kennt, und man kann mehr sportlichen Aktivitäten nachgehen. Wapitis sind in der Brunftzeit und kümmern sich ausschließlich um ihren Harem, weshalb sie auch für Menschen gefährlich werden können. Viele andere Tiere, wie meine geliebten Squirrels, sind in den Rockies schon wieder im Tiefschlaf versunken! Ich könnte also keinem eine bestimmte Jahreszeit empfehlen. Das muß jeder selber wissen, wo er seine Prioritäten hat. Aber die Hauptreisemonate Juli/August würde ich meiden.

Route Mai 2000 (3050 km): Vancouver-Harrison Hot Sprngs-Cache Creek – Kamloops- Clearwater/Wells Gray PP(Provincial Park) – Mt.Robson-Jasper NP(National Park) – Icefield Parkway -Lake Louise – Banff – Yoho NP- Glacier NP – Canyon Hot Springs – Revelstoke – Sicamous – Okanagan Valley – Manning PP – Vancouver Island – Vancouver

Route September 2001: Calgary – Head Smashed Buffalo Jump – Waterton Lakes NP – Glacier NP (USA) – Fort Steele – Kootenay NP – Yoho NP – Lake Louise – Glacier NP – Kamloops – 100 Mile House – Prince George – McBride – Mt.Robson – Jasper NP – Icefield Parkway – Lake Louise – Banff NP – Calgary

Sehenswürdigkeiten

Obwohl viele der Sehenswürdigkeiten absolut gleichwertig sind, versuche ich hier mal eine Rangliste aufzustellen. Meine Top Spots in West Kanada:

1. Icefield Parkway

Der Icefield Parkway ist die Straße zwischen Banff und Jasper. An landschaftlicher SchöIcefield Parkwaynheit sind diese 230 Kilometer für mich kaum zu überbieten. Ein fantastischer Blick jagt den nächsten. Berge in den unterschiedlichsten Formationen, spektakuläre Wasserfälle (z.B.Athabasca Falls, Sunwapta Falls), das Columbia Icefield (300km² Gletscher). Aber es sind vor allem immer wieder die wechselnden Ansichten der Bergwelt! Man sollte sich für diese Strecke mindestens zwei volle Tage Zeit nehmen, da man sonst abends völlig überladen von Eindrücken erschöpft auf dem nächsten Campingplatz ankommt. (Wir mußten leider mangels geöffneter Campingplätze die Strecke von Lake Louise bis Jasper in einem Tag bewältigen.) Mein Fazit: Wahrscheinlich wird diese Strecke nicht umsonst als „schönste Gebirgsstrecke Kanadas“ bezeichnet! Der Icefield Parkway wird übrigens zu jeder Jahreszeit von Schnee geräumt.

2. Banff Nationalpark

Der Nationalpark um Banff ist mit 4 Millionen Besuchern im Jahr der beliebteste Nationalpark Kanadas. Man kann eine ganze Menge in Banff selber oder in unmittelbarer Umgebung unternehmen. Heiße Quellen haben dem Ort schon im 19. Jahrhundert zum Aufschwung verholfen. An einem verregneten Tag kann man die Zeit herrlich in den Cave and Bassin Hot Springs verbringen oder durch die Souvenirshops auf der Banff Avenue schlendern. Direkt an den Ort angrenzend befinden sich die Seen 1st Vermillion und 2nd Vermillion, um die herum herrliche Wege führen, auf denen man Wapitis und Wasservögel entdecken kann. Im Ort sehenswert sind das Luxton Museum (indianische Kunst und Kultur), das Banff Springs Hotel, die Bow Falls, der Tunnel Mountain mit schönem Blick auf Banff und die Hoodoos (Sandsklupturen). Nicht zu vergessen die vielen sportlichen Möglichkeiten wie Kanu fahren, Reiten, Mountainbiking.

Mit dem Auto oder Wohnmobil erreicht man den Lake Minnewanka (Stausee) ca.14km vom Zentrum. Von hier aus geht’s weiter zu den kleineren und idyllischen Two Jack Lake und Johnson Lake.

Takakkaw Falls im Yoho Nationalpark
Takakkaw Falls im Yoho National Park/ Photo by Andy Holmes on Unsplash
Emerald Lake im Yoho Nationalpark

3. Jasper Nationalpark

Jasper Townsite ist etwas kleiner als Banff und weniger mondän. Die Umgebung bietet aber mindestens genauso viele Ausflugsmöglichkeiten wie Banff. Oberhalb des Ortes liegen die Seen Patricia und Pyramid mit Kanuverleih und vielen Wanderwegen. (Elchgebiet!) In östlicher Richtung nahe des Ortes liegen die fantastischen, türkis schimmernden Seen Lac Beauvert (mit dem Hotel der Spitzenklasse Jasper Park Lodge), Lake Anette und Lake Edith. Teils mit Picknick- und Badeplätzen. Der schönste Ausflug führt zum Maligne Lake ca. 45 km von Jasper Townsite. Interessante Stops bieten sich am Maligne Canyon (ein Muss!) und Medicine Lake. Dieser See hat scheinbar keinen Abfluß und verliert das Wasser unterirdisch. Dieses taucht nach einigen Kilometern wieder an der Oberfläche auf. Auf dieser Straße zum Maligne Lake sind wir Schwarzbären, Bighorn Sheeps und kleineren Sheeps begegnet.

4. Lake Louise

Lake Louise liegt zwar im Banff National Park, trotzdem möchte ich dem See und seiner Umgebung einen eigenen Abschnitt widmen, da dies der atemberaubendste von allen ist. Das Ensemble der umliegenden Berge mit dem Victoria Gletscher, das Hotel Chateau Lake Louise, die Wanderwege und der in der Morgensonne schimmernde See, gehört zu den schönsten Ausflugszielen in den kanadischen Rockies. Wenn nur nicht die vielen japanischen Touristenbusse da wären! Wir waren immer sehr früh morgens am See, da es ab mittags keinen Parkplatz mehr gab. Trotzdem gab es kein entfliehen vor den vielen Touristen!

Wenn das überhaupt geht, ist der Moraine Lake vielleicht noch reizvoller, da ursprünglicher! Er liegt 13km vom Lake Louise entfernt und einige hundert Meter höher (im Mai war die Straße gesperrt, im September geöffnet). Ein weiteres absolutes Highlight am Moraine Lake ist das Valley of the Ten Peaks, dessen Bild den 20-Dollar-Schein ziert. Aber da man soviel Schönheit nicht in Worte fassen kann, sollen hier Fotos sprechen.

5. Vancouver

Vancouver ist einfach ein Traum! Die Lage der Stadt zwischen Pazifik und den Bergen ist einzigartig. Man kann schnell nach Vancouver Island oder in die USA fahren. Und keine 10 Autominuten aus der Stadt heraus ist man wieder in der Wildnis! Ja sogar im Stanley Park, der sich ins Meer hineinschiebt und direkt an Downtown grenzt, ist ein Koyoten-Warnschild aufgestellt. Aber man kann sich schon in Downtown selbst in Vancouver verlieben. Die Gastown (Altstadt) mit ihrer attraktiven gastronomischen Szene, der Steam Clock (pfeift viertelstündlich) und den nostalgisch anmutenden Fassaden ist auch bei Einheimischen sehr beliebt. Die angrenzende Chinatown ist eins der größten Chinesenviertel in Nordamerika und weitestgehend authentisch, da es nicht in erster Linie von Touristen besucht wird. Man kann sich in unzähligen Shopping Centern und Museen die Zeit vertreiben, durch Parks oder Gassen schlendern, am Canada Place die riesigen Kreuzfahrtschiffe beobachten, in der näheren Umgebung baden, Mountainbiking, Boot fahren, angeln, trekken, inline skaten, kurz gesagt: Vancouver ist die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten und wahrscheinlich die attraktivste Kanadas. Jedenfalls meine Lieblingsstadt außerhalb Europas.

6. Waterton Lakes Nationalpark

Der Waterton Lakes National Park und der auf US-Seite angrenzende Glacier National Park bilden ein riesiges Territorium für Wanderer und Naturliebhaber. Highlights im Waterton NP sind der Waterton Lake mit dem hoch über dem See thronenden Prince of Wales Hotel, eine grenzüberschreitende Schifffahrt über den Upper Waterton Lake, Red Rock Canyon und der Akademia Parkway zum Cameron Lake, an dessen Ende sich eine Kolonie von 200 Grizzlys an den Berghängen aufhalten soll.
Wir haben leider (zum Glück?) keinen gesehen. Auf jeden Fall lohnt sich auch der Abstecher in die USA in den Glacier Nationalpark mit einer der schönsten Gebirgsstraßen Nordamerikas, der Going-to-the-Sun-Road. Diese Strasse ist häufig wegen Schnee und Eis gesperrt (wie bei uns im September). Dieser Park ist durch die höchste Unfallrate von Menschen mit Bären bekannt, da es hier noch sehr viele Grizzlys gibt.

7. Wells Grey Provincial Park

Dies ist zwar kein Nationalpark und touristisch auch kaum erschlossen, dennoch war ich von dem 5200km² großen idyllischen Fleckchen Erde sehr angetan. Es führt nur eine Strasse ab Clearwater und eine Gravel Road hinein. Ein Paradies für die Tierwelt! Hier habe ich den ersten Schwarzbär in freier Wildbahn gesehen und einen Tag später eine Bärenmama mit 2 Jungen. Die meisten Touristen lassen diesen Park aus, weil es an Annehmlichkeiten fehlt, und versäumen wirklich spektakuläre, tosende Wasserfälle. Die Helmcken Falls donnern aus 137m Höhe in die Tiefe. Die Dawson Falls zeichnen sich durch ihre Breite aus (91m).

8. Vancouver Island

Je nach Abfahrtsort dauert die Überfahrt mit der Fähre vom Festland ca. 1-2 Stunden. Man sollte 3-4 Tage für den Besuch einplanen, da er sich sonst nicht lohnt. Einen Tag braucht man für die britisch anmutende Provinzhauptstadt Victoria. Frost ist hier nahezu unbekannt, so dass Blumen und Bäume schon im Frühjahr blühen, während große Teile des Landes noch unter Schnee liegen. Wie in Vancouver bietet sich ein Bummel durch die Gassen und Chinatown an. Von einigen Aussichtspunkten hat man einen fantastischen Blick über das Meer zu den Bergen in den USA, insbesondere Mt. Baker, dessen schneebedeckter Gipfel herausragt.
Hier empfehle ich besonders den Campingplatz im Goldstream PP, wo man von riesigen Zedern umgeben mitten im Regenwald wohnt! (ca. 21km von Victoria)

Im Pacific Rim NP (Regenwald) an der Westküste verläuft der bei Wanderern berühmte West Coast Trail. 77km führt er entlang der Küste durch eine fast unberührte Natur und ist dementsprechend schwierig. Es gibt nur einige Hilfen bei Flussüberquerungen. Je nach Kondition werden 5-7 Tagen benötigt. Da die Zahl der Wanderer begrenzt ist, sollte man sich frühzeitig anmelden um eine Genehmigung zu bekommen.

Ebenfalls im Westen liegen Tofino und Ucluelet. In beiden Orten gehört Whale Watching zum touristischen Programm.

Tiere

Für mich lebt ein Kanadaurlaub nicht nur von der einmaligen Landschaft und unberührten Natur, sondern vor allem auch von der Tierwelt. Wo sieht man schon Grizzlys, Schwarzbären, Elche, Wapitis, Kolibris, Mountain Goats, Bighorn Sheeps und andere bei uns gar nicht lebende oder stark dezimierte Tiere. Hier hat man wirklich eine Chance, fast alle zu sehen! Ein bißchen Glück gehört natürlich dazu! 🙂

Wer größeres Interesse an Flora und Fauna der Rocky Mountains hat, dem sei an dieser Stelle bereits das Buch „Handbook of the Canadian Rockies“ empfohlen. Der Auto Ben Gadd beschreibt wissenschaftlich und mit viel Humor nicht nur alle vorkommenden Tiere und Pflanzen, sondern bietet durch seine einzelnen Aufsätze auch einen umfassenden Einblick in die Problematik von der Koexistenz von Mensch und Tier. Es macht einfach Spaß, in diesem Werk zu lesen. Nachteil: Es ist nur in englischer Sprache erschienen und kostete im Jahr 2001 CAD 35,95.

Tiere, die ich persönlich gesehen habe- in freier Wildbahn versteht sich;-): Schwarzbären, Elche, Bighorn Schafe,viele, viele Wapitis (auch röhrend auf den Campingplätzen), Cariboos (Rentiere), White Tailed Deers, Mountain Goats (Bergziegen), Chipmunks (kleine Hörnchen mit Streifen), sämtliche Sorten sonstiger Hörnchen (Richardson Ground Squirrel, Gold Mantled Squirrel, Columbian Ground Squirrel…), Biber, Kolibris, American Marten (Wiesel), Muskrat, Grayjays, Stellers Jays(besonders schön), Blue Jays, Weißkopfseeadler, Raben, Eisvögel und viele andere kleinere Vogelarten, die es bei uns nicht gibt. Hier einige Fotos:

Campingplätze in Kanada/Camping

In Kanada gibt es große Unterschiede zwischen den Campingplätzen in den Nationalparks, den Provincial Parks und den privaten Plätzen. Die privaten bieten i.d.R. den grössten Komfort mit guten sanitären Anlagen und Full-hook-up Stellplätzen. Sie liegen aber meist nicht so schön, und die einzelnen Stellplätze sind viel kleiner. In den Parks dagegen sieht man manchmal seinen Nachbarn nicht und steht mitten im Wald bzw. mitten in der „richtigen“ Natur. In den Provincial Parks gibt es sehr oft keine Duschen und häufig keinen Strom oder Wasseranschluß. Auch Plumpsklos kommen vor. In den großen Nationalparks hingegen sind die Sanitäranlagen besser, aber auch nicht unbedingt koCampingplatz Okanagan Fallsmfortabel (positive Ausnahme war Lake Louise/Platz Lake Louise 1). Teilweise sind weite Wege bis zu einer Dusche zurück zu legen. Toiletten sind immer in der näheren Umgebung. Trotzdem überlegt man es sich, nachts dort hin zu gehen. Es könnte ja ein Bär herumstreunen. Man sollte bedenken, dass die großen Plätze in Banff und Jasper teils bis zu 800 Stellplätze haben. Beispiel Whistler in Jasper: 781 Plätze, davon 120 mit Strom und 77 mit Full- hook-up. Also fast dreiviertel der Plätze sind unserved – ohne jegliche Anschlüsse. Und obwohl es noch einige andere großen Campingplätze in Jasper gibt, muss man in der Hauptsaison am Vormittag ankommen, um überhaupt einen Stellplatz zu ergattern. Uns ist es sogar im September passiert, dass wir keinen Platz mit Strom bekamen, weil der Andrang am späten Nachmittag so groß war. Was die Plätze in den Parks gemein haben, ist die fast obligatorische eigene Feuerstelle. Allerdings zahlt man für die Fire Permit extra und bedient sich dafür mit Holz, das speziell dafür auf dem Platz bereitgehalten wird. Je nach Platz ca. CAD 4,-. Für die meisten Amerikaner ist es ein wichtiges Vergnügen, ein Feuer zu entfachen, auch wenn sie kein Steak darauf grillen. Ich kann sie verstehen!

Gute Campingführer sind die vom Autoclub AAA/CAA herausgegeben dünnen Heftchen mit allen Provincial Parks und einer Auswahl an privaten Plätzen. Als ADAC Mitglied bekommt man sie dort kostenlos bei allen AAA/CAA-Filialen. Weitere Werke, nach denen wir uns gerichtet haben, sind: Beilage des Reiseführers „Canadas grosser Westen und Alaska“ aus der Reihe REISE KNOW HOW, Woodall’s Camping Guide und örtliche Broschüren der Fremdenverkehrsämter oder Parkverwaltungen.

Wohnmobil

Die Wahl des Wohnmobils sollte vor der Buchung gut überlegt sein! Und gleich vorweg: Wer noch nie ein Automatik-Auto gefahren ist, sollte sich ein halbes Stündchen Zeit zum Üben nehmen, bevor man zur Belustigung der Kanadier durch die Strassen „reitet“!

Die Amerikaner nennen alle Camping-Autos „RV“: Recreational Vehicle. Die gebräuchlichsten Typen sind Van Camper/Van Conversion (ca. 17-20 Fuß), Motorhomes (ca.20-30Fuß) und Pick-up-Camper (ca.17-23 Fuß). Jedes Modell hat seine Vor-und Nachteile. Nicht zuletzt ist die Wahl des fahrbaren Untersatzes auch eine Kostenfrage!

Auf jeden Fall sollte es einen Schlafplatz mehr haben als unbedingt notwendig, damit ein gewisses Maß an Bewegungsfreiheit gewährleistet ist. Auf Grund der vorher beschriebenen Campingplatz-Situation ist eine Naßzelle mit Dusche viel wert. So ist man nicht auf die sanitären Anlagen auf dem Campingplatz angewiesen. Sei es, weil der Platz gar keine Duschen hat, oder weil der Weg dorthin einfach zu weit ist! In den kleinerenVans mit Naßzelle kann das Duschen leicht zur sportlichen Tätigkeit ausarten. An Stehen in der Naßzelle ist oft gar nicht zu denken. Ein riesiges 28feet Wohnmobil würde ich aber auch nicht bei 2-3 Personen nehmen, weil das riesige Gefährt auf engeren Plätzen schwierig zu handhaben ist. Es gibt Straßen (z.B. auf dem Weg zu den Takkakaw Falls) wo große RVs nicht die Serpentinen hoch fahren können. Sie müssen einen Teil der Strecke bis zur nächsten Serpentine rückwärts fahren , wo es dann vorwärts weitergeht! (Ich hab Leute an der Serpentine aussteigen sehen, weil sie Angst hatten!)

Wer auf Campingplätzen unabhängig von dem angebotenen Strom sein möchte oder in der echten Wildnis campt, der braucht eventuell einen Generator. Heizung, Herd und Kühlschrank können über Gas betrieben werden, so dass der Generator nicht unbedingt notwendig ist! Licht gibt es über die Autobatterie. Da in den Schränken sehr wenig Platz ist, sollte man bei Einwegmieten auf gar keinen Fall große Koffer mitnehmen! Wenn das Wohnmobil am gleichen Ort zurückgegeben wird, können die Koffer in der Regel beim Vermieter deponiert werden. Da das Bettzeug je nach Vermieter unterschiedlich gut ist, empfiehlt es sich einen eigenen Schlafsack mitzunehmen oder nach zusätzlichen Decken zu fragen. (Ich wußte nicht, dass Kälte so weh tun kann, bis wir wegen einer defekten Heizung in Jasper eine Nacht bei -18°C!!! verbracht haben (- leider später noch mehrmals). Ganz schlimm war dann morgens das Aufwachen und Anziehen!!! Das kann nur jemand nachempfinden, der es selbst erlebt hat. Das wünscht man seinem ärgsten Feind nicht!)

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